Zurück nach Aschkenas
Geschichte, Kultur und Sprache neu entdeckt!
Verschiedene digitale und analoge wissenschaftliche Veranstaltungen in ganz Deutschland lassen die Geschichte des aschkenasischen Judentums neu entdecken.
„Aschkenas“ steht bei jüdischen Gelehrten des Hochmittelalters für die deutschen Lande, das erste Siedlungsgebiet von Jüdinnen und Juden in Nordwesteuropa, vor allem an den Ufern des Rheins. Als Aschkenasim bezeichneten sich die dort wohnenden Jüdinnen und Juden, ähnlich den Sephardim, der durch die Reconquista vertriebenen jüdischen Gemeinde der iberischen Halbinsel, zu denen es halachische, liturgische und kulturelle Unterschiede gab. Im frühen Mittelalter hatten sich die Aschkenasim vorwiegend als Handwerker*innen an den großen Handelsstraßen am Rhein niedergelassen und dort eine gemeinsame religiöse Kultur und Tradition entwickelt: in Köln und in den sogenannten SchUM-Städten – ein hebräisch-lateinisches Akronym (Abkürzung) für die Namen Speyer, Worms und Mainz. Jahrhundertelang lebten sie, geschützt von kaiserlichen Edikten und autonom ihre eigenen Gemeindeangelegenheiten regelnd, inmitten der christlichen Bevölkerung.
Mit der großen Pest im 14. Jahrhundert kamen die Pogrome und so wurden sie aus den Reichsstädten vertrieben und flüchteten in Richtung Osten.
Kaum jemand kennt die Geschichte der Jüdinnen*Juden in der Sowjetunion
Die Erinnerung an die Verfemung und Ermordung vieler Jüdinnen und Juden durch die Deutschen ist in der deutschen Gedenkkultur fest verankert. Über die antijüdischen Verfolgungen unter Stalin, die Russifizierungspolitik, die sowjetische Tabuisierung des Gedenkens an die Opfer der Shoah und die aufgeheizte antisemitische Stimmung zum Ende der Sowjetunion, aber ist wenig bekannt. Vor diesem Hintergrund nahm Deutschland ab 1990 etwa 2,5 Millionen Spätaussiedler und davon 200.000 Jüdinnen und Juden aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion auf. Dieser wechselvollen Geschichte wie auch der Frage „Wie deutsch ist jiddisch?“ widmen sich mehrere wissenschaftliche Projekte.
Veranstalter
Veranstaltungen
14.04. bis 21.07.2021 | 12 bis 14 Uhr
Dialog | Wissenschaftliches Projekt
Das Jahr 2021 ist das Festjahr zur Erinnerung an mehr als 1700 Jahre jüdisches Leben auf deutschem Boden. Aschkenas mit seinem Jerusalem am Rhein war die Wiege des aschkenasischen Judentums und seiner Gelehrsamkeit.
In dem Seminar werden die Themen des Festjahres, die jüdische Existenz und Religionsgemeinschaft als Thema der Religionspolitik sowie Fragen um das Thema Antisemtismus betrachtet.
24. bis 25.10.2021 | 10 bis 14 Uhr
Dialog | Tagung
Welche Beziehung haben das Deutsche und das Jiddische? Wie beurteilen die Sprachwissenschaften das Verhältnis von jüdischer Minderheiten- und Umgebungssprache in den verschiedenen Sprachräumen? Welche Sprachstruktur und welches Vokabular haben Jiddisch und Deutsch gemeinsam? Welche Gemeinsamkeiten gibt es mit Hebräisch und mit den nicht-deutschen Umgebungssprachen? Was folgt aus Gemeinsamkeiten und Trennendem für die Definition des sprachwissenschaftlichen Verhältnisses?
Ziel der Tagung ist es, einem breiteren Publik die Nähe des Jiddischen, der Mame Loschn, zum Deutschen verständlich zu machen.
15.07.2021 bis 31.07.2022
Publikation | Digital
Wo liegt Aschkenas? Was gab dem aschkenasischen Judentum seine Namen?
Hätten Sie es gewusst? Woher stammt der Name? Welche Gegend bezeichnet Aschkenas?
Mit einem Quiz im Internet soll das Interesse am Projekt „Zurück nach Aschkenas“ geweckt werden, denn das aschkenasische Judentum ist fester Bestandteil des deutschen Sprach- und Kulturkreises.
29. bis 30.05.2022
Dialog | Tagung
Mit der Einwanderung von Jüdinnen und Juden aus der UdSSR schließt sich ein Kreis. Sie kamen zurück in die deutschen Lande, aus denen ihre Vorfahren im Mittelalter geflohen waren. „Aschkenas“ steht bei jüdischen Gelehrten des Hochmittelalters für die deutschen Lande, das erste Siedlungsgebiet von Jüdinnen*Juden in Nordwesteuropa, vor allem an den Ufern des Rheins.
Bei den Aufnahmeentscheidungen in den Jahren 1990/91 war ihre mittelalterliche Flucht- und Wanderungsgeschichte so wenig bekannt, wie die antijüdischen Verfolgungen unter Stalin, die Tabuisierung des Gedenkens an die Opfer der Shoah und die aufgeheizte antisemitische Stimmung zum Ende der UdSSR.