Villa Seligmann 2021 - Eine bedeutende Stätte jüdischer Kultur in Deutschland
Eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart
Die Villa Seligmann Hannover ist ein Ort der Begegnung. 2021 findet wieder eine Vielfalt an Veranstaltungen statt. Ihr Schwerpunkt ist die jüdische Musik.
Steiler hätte seine Karriere nicht sein können: 1876 begann Siegmund Seligmann als Prokurist bei der „Continental Caoutchouc & Gutta-Percha-Compagnie“, 1879 wurde er mit nur 26 Jahren deren kaufmännischer Direktor sowie Vorstandsmitglied. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Unternehmen zu einem der größten deutschen Gummi- und Reifenproduzenten. Entsprechend hoch war sein Ansehen in Hannover, das auch nach einem repräsentativen Wohnsitz verlangte: Von 1903 bis 1906 ließ Siegmund Seligmann für seine Familie und sich von Hermann Schaedtler eine repräsentative Villa an der Eilenriede bauen. Bis heute beeindrucken ihr neobarockes Äußeres ebenso wie ihr prachtvolles Interieur. Denn im Zweiten Weltkrieg blieb das Gebäude von Schäden durch Luftangriffe verschont.
Nach dem Erwerb der Immobilie durch die Siegmund-Seligmann-Stiftung ist die Villa zu einem Ort der Begegnung geworden, der eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart schlägt. Jedes Jahr findet eine Vielfalt an Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Konferenzen in Salonambiente statt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der jüdischen Musik.
Die spannende Geschichte der jüdischen liturgischen Musik
2021 gliedert sich das Programm in die Bereiche „Erinnern – Leben – Gestalten“: In der Konzertreihe „Mismor” präsentieren führende Kantoren traditionelle sowie neue Einflüsse der liturgischen Musik, deren Wurzeln 1.700 Jahre zurückreichen. Rund um jüdische Feiertage werden die besonderen Gesänge dieser Liturgien veranschaulicht. Werke vergessener und verbotener Komponisten, aber auch Neue Musik kommen in Kammermusikkonzerten zur Aufführung.
Doch damit nicht genug: Als Fortsetzung des 2020 begonnen Vermittlungsprogramms für Kinder, Jugendliche, Schüler*innen und Studierende sind weitere Veranstaltungen für Begegnungen mit jungen Menschen geplant; zur Erweiterung der Horizonte jüdischer Menschen werden Lernformate in das Programm integriert. Und in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Leuenhagen & Paris lesen bei vier musikalisch umrahmten Veranstaltungen Buchautor*innen aus ihren Werken.

Veranstalter
Veranstaltungen
04.11.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Konzert
Lieder von Abschied, Exil und Hoffnung: Drei verfemten Komponisten mit ihrem ganz eigenen Blick auf die Themen Verfolgung, Vertreibung und Abschied ist dieser Abend gewidmet, nämlich Hanns Eisler, Kurt Weill und Erich Wolfgang Korngold.
Mit schwarzem Humor, leichter Muse und liebevoller Melancholie treten die Komponisten dem Grauen ihrer Zeit entgegen. So ergänzen sich die gegensätzlichen Werke zu einem emotionalen Tableau der dramatischen Ereignisse, die ihre Entstehung bestimmten.
Gleichermaßen weisen sie in ihrer unbedingten Menschlichkeit, die sich in allen Facetten zeigen will, über ihre Zeit hinaus und scheinen heute umso mehr von größter Aktualität.

15.04.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Konzert
Anlässlich des israelischen Unabhängigkeitstages kehrt ECHO-Klassik Preisträgerin Elisaveta Blumina zurück in die Villa Seligmann mit einem Kaleidoskop an Klavierminiaturen jüdischer und israelischer Komponist*innen.
Auf dem Programm stehen Werke von Grigori Frid, Jury Povolotsky, Aharon Harlap, Ursula Mamlok, Uri Brener, Boris Pigovat und Mieczyslaw Weinberg.
Elisaveta Blumina versteht sich als Anwältin für jüdische Komponist*innen des 20. und 21. Jahrhunderts. Ihre umfangreiche Diskografie von über 30 CDs zeugt von ihrem außergewöhnlichen Engagement auf diesem Gebiet.
„Als eine der ersten und wichtigsten Fürsprecherinnen Mieczyslaw Weinbergs stellte Elisaveta Blumina in jenem Jahr dessen Schaffen in den Mittelpunkt und kam damit all den Konzert- und Opernhäusern zuvor, die in den letzten Jahren auf den Zug der Weinberg- Renaissance mit aufgesprungen sind.” - concerti
03.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Konzert
Mit seinem Debüt in der Villa Seligmann präsentiert das Klaviertrio Hannover ein originelles Programm mit selten zu hörenden Werken von Lera Auerbach, Leonard Bernstein und Erich Wolfgang Korngold.
29.04.2021 | 18.30 bis 20.30 Uhr
Bühne | Konzert
Ein Kammerkonzert mit Pantomime und Podiumsdiskussion zum 70. Todestag von Arnold Schönberg.
Auf dem Programm stehen Werke von Arnold Schönberg („Verklärte Nacht“ und „Pierrot Lunaire“) sowie ausgewählte Lieder aus „Pierrot Lunaire“ von Max Kowalski.
08.11.2021 | 17 bis 18.30 Uhr
Bühne | Konzert
Liederabend anlässlich des Tages des Gedenkens an die Novemberpogrome mit Esther Choi, Mezzosopran, und Paul Weigold, Klavier.
Es werden Komponisten gewürdigt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft mit Arbeitsverbot belegt, ins Exil getrieben, eingesperrt und getötet wurden.
18.11.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Ausgewandert – Ermordet – Ersetzt: Die vergessenen jüdischen Unterhaltungsmusiker der 1920er- und 30er-Jahre. Ein musikalischer Vortrag in zwei Teilen mit und von Bernd Felbermair über Efim Schachmeister, Dajos Bela, Leo Monosson u. a.
25.11.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Ausgewandert – Ermordet – Ersetzt: Die vergessenen jüdischen Unterhaltungsmusiker der 1920er- und 30er-Jahre. Ein musikalischer Vortrag in zwei Teilen von und mit Bernd Felbermair über Edith Lorand, Paul Godwin, die Comedian Harmonists u. a.
26.03.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Freiheit, das Passahfest, Passover oder einfach Pessach sind allesamt Bezeichnungen für eines der wichtigsten Feste im jüdischen Kalender. Verankert in der Überlieferung des Exodus und auch in den Zehn Geboten ist Pessach das identitätsformende Ereignis des jüdischen Volkes. Acht Tage lang erinnert man an die göttlichen Zeichen und Wunder, an die Sklaverei und Befreiung.

27.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Konzert
Mit einer Liebeserklärung an das Mittelmeer — sehnsuchtsvoll und doch zum Greifen nahe — laden wir zu einem unvergesslichen Sommerabend mit dem Omer Klein Trio ein und präsentieren zum ersten Mal ein Jazzkonzert im Freien.
19.09.2021 | 17 bis 19 Uhr
Bühne | Konzert
Ein moderiertes Konzert zum Laubhüttenfest im Garten der Villa Seligmann Hannover.
MITWIRKENDE
Anne Baquet – Gesang und Schauspiel
Marcos Galkin – Flöte
Nima Ben David – Viola da gamba
Benoit Urbain – Akkordeon
Im Programm: „Lieder vom Meer“, „Lieder aus dem Ghetto“, „Les feuilles mortes“ und viele andere Titel

03.07.2022 | 14.30 bis 18.30 Uhr
Event/Festival | Event/Festival
Zum zehnjährigen Jubiläum der Villa Seligmann erwartet Sie im Garten der Villa ein buntes Kulturprogramm: Von musikalischen Darbietungen mit Überraschungsgästen, Familienaktivitäten, aber auch dem Genuss von leckeren Speisen und kühlen Getränken ist für Jedermann etwas dabei.
Auf der Bühne spielen und singender Norddeutsche Synagogalchor, das Jonathan Morgenstern Jazz Trio, Cream Flow (Agnes Hapsari & Pit Schwaar), TrombonArba, jiddische Musik von der Schallplatte mit Bernd Felbermair u. a.
Im Familienprogramm gibt es das „Märchenpicknick“ mit jüdischen Erzählungen auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch in der Märchenjurte. Die Musikschule Brainin präsentiert junge Talente und die israelische Tänzerin Elli Peled animiert die jungen Teilnehmer:innen auf der Bühne.
Freuen Sie sich auf Erfrischungen und typische Speisen von Gelato Giovanni Caputo, Lady Shakshuka, Peled’s Pancakes, WedeVini und Ray Events Cuisine.
07.07.2022 | 19.30 bis 21.30 Uhr
Bühne | Konzert
„Ven ikh tants“ ist ein Programm der Sopranistin und Kantorin Sveta Kundish und ihres Ensembles. Mit Akkordeonist Patrick Farrell, Geiger Samuel Seifert und Bassist Martin Lillich begibt sie sich beim diesjährigen Gastspiel in der Villa Seligmann aufs Tanzparkett.
Inspiriert von den Melodien, zu denen einst die Generation ihrer Großeltern in den Metropolen Europas und Amerikas tanzte, kreieren die vier Musiker ein schwungvolles jiddisches Liedprogramm. Sie besingen jene Tänze, die in der Goldenen Ära zwischen 1920 und 1950 Menschen auf der ganzen Welt von Liebe und Glück träumen ließen und zahlreiche jiddischsprachige Komponisten und Dichter inspirierten. In diesen faszinierenden Liedern singen Menschen ihre Träume zu Tango‑, Foxtrott- und Walzerklängen, die man in zauberhaften russischen Romanzen, humorvollen amerikanischen Theatersongs und einigen Perlen des europäischen Cabarets entdecken kann, die auf alten Schallplatten auf so manchem staubigen Dachboden schlummern.
In der #Ukraine geboren, übersiedelte Sveta Kundish im Alter von dreizehn Jahren mit ihrer Familie nach Israel. Nach ihrem Studium von Gesang, Klavier und Musikwissenschaft in Tel Aviv und Wien absolvierte sie eine Ausbildung zur Kantorin am Abraham Geiger Kolleg und machte ihren Bachelorabschluss in Jüdischer Theologie an der Universität Potsdam. Derzeit arbeitet Sveta Kundish als erste weibliche Kantorin in der Geschichte der jüdischen Gemeinden Niedersachsens in Braunschweig. In G’ttesdiensten und Konzerten lässt Kundish den Reichtum jüdischer Musik aufblühen, indem sie traditionsreiche Melodien mit modernen Klängen und Kantorengesängen verbindet.