Semesterschwerpunkt Jüdisches Leben
Die VHS Olching bei München widmet sich mit zahlreichen Veranstaltungen der Pluralität des jüdischen Lebens in Deutschland und der Welt.
Das Schwerpunktthema des Frühjahr-/Sommersemesters der VHS Olching ist der Vielfältigkeit jüdischen Lebens in Deutschland und der Welt gewidmet. Das Edikt des römischen Kaisers Konstantin vor 1.700 Jahren belegt unzweifelhaft, dass jüdisches Leben seit der Spätantike ein wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur ist.
Wir möchten aufzeigen, dass sich jüdischer Brauch durch alle Lebensbereiche zieht und seine Spuren seit der Spätantike hinterlassen hat und diese eng mit der europäischen Kultur verwoben ist.
Veranstalter
Veranstaltungen
10.03.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729-1786) gilt als Wegbereiter der jüdischen Aufklärung sowie als Vorkämpfer für die soziale und politische Gleichstellung von Jüdinnen*Juden und Christ*innen. Seine Werke wurden durch Wolf, Leibniz, Spinoza, Shaftesbury und Kant inspiriert.
Die Veranstaltung führt in das Leben, in die Arbeiten sowie in die Rezeption Mendelssohns im Kontext der europäischen Aufklärung ein.
17.03.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Die Geschichte der Juden von den biblischen Zeiten über Antike, Spätantike und Mittelalter ist sowohl von Unterdrückung, Verfolgung, Ermordung und Vertreibung als auch von Toleranz, friedlichem Miteinander und Gleichberechtigung geprägt. Ursprünglich ein nach dem Stamm und späteren Königreich Juda benanntes Volk, das über lange Zeit zerstreut außerhalb von Eretz Israel gelebt hat.
11.03.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Eva und Viktor Klemperer, Hansi Burg und Hans Albers, Maria Bernheim und Heinz Rühmann sind vielleicht die bekanntesten Fälle, die nach den NS-Gesetzen als sogenannte „Mischehepaare" galten. Damit bezeichneten die Nationalsozialisten Menschen, bei denen ein Ehepartner als „Jüdin" oder „Jude" stigmatisiert wurde. Ihre Liebe und Lebensgemeinschaft sollte nach 1933 systematisch zerstört werden.
Die Historikerin Susanne Meinl erzählt von Paaren aus dem Großraum München, die trotz rassistischer Diskriminierung und politischer Verfolgung einander treu blieben. Und bisweilen abenteuerliche Wege einschlagen mussten.
Eine der vorgestellten Lebensgeschichten wird dabei auch in die Nähe von Olching führen.
18.03.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Im Mittelpunkt des Vortrags steht das besondere Wesen des jüdischen Humors. Die Reise beginnt bei seinen Wurzeln in Osteuropa, weiter über die Zeit als elementarer Bestandteil amerikanischer Kultur bis zur lebendigen Ausprägung heute.
Vor dem Hintergrund jüdischer Tradition und Lebensart wird das Geheimnis der Wirkung von jüdischem Humor und Witz gelüftet und die satirische Schärfe, Selbstironie, Weisheit, Auflehnung gegen die Obrigkeit und nicht zuletzt seine Stärke als Waffe im Überlebenskampf aufgezeigt.
Sie werden eingeladen zu einem Streifzug durch die Welt der großen jüdischen Künstler*innen, Entertainer*innen, Satiriker*innen und Karikaturist*innen, die auch mit praktischen Kostproben zu Wort kommen sollen. Dabei wollen wir unter anderem dem Satz von Ephraim Kishon nachspüren: „Jemand, der lacht, ist nicht besiegt." Was können wir heute für unser tägliches Leben daraus lernen?
24.03.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Vielen ist das Buch Esther aus dem Alten Testament ein Rätsel, denn es scheint aus dem biblischen Rahmen zu fallen. Esther wurde zur schönsten Frau Persiens gewählt und gewann die Gunst des mächtigen Königs Xerxes, der von 485–465 v. Chr. regierte.
Als eine Frau mit Würde und Stärke zeigt die Geschichte, wie Esther - geführt von der Hand Gottes - das Volk Israels befreien lässt. Zur Erinnerung an ihre Rettung feiern die Juden das Purimfest.
14.04.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Unter Lebensgefahr hat der Dresdner Professor für französische Literatur Victor Klemperer während des „Dritten Reiches" seine Tagebücher geschrieben. Als sie 1995 unter dem Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten" gedruckt wurden, waren sie eine Sensation. Als minutiöser Beobachter seines Alltags beschreibt Klemperer, wie er Schritt für Schritt zuerst aus dem beruflichen, dann aus dem gesellschaftlichen und schließlich aus dem öffentlichen Leben heraus verdrängt wird.
Seine nüchternen Berichte machen die Tagebücher zu einem einzigartigen Dokument der Zeitgeschichte, das beklemmende Einblicke in den Alltag der Judenverfolgung aus der Sicht eines Überlebenden eröffnet.
19.04.2021 | 19 bis 20.15 Uhr
Dialog | Vortrag
Die jüdische Philosophie des 20. Jahrhunderts wird stark von der Gemeinschaftsphilosophie des Kommunitarismus geprägt. Diese neoaristotelische Idee eines solidarischen Lebens in engen Raumbezügen wurde in Form des Kibbuz praktiziert.
Der jüdische Philosoph Martin Buber, der die Beziehungsrelevanz von Ich und Du als Gemeinschaftsqualität begründete, ist Inspiration für jüdische Vertreter*innen des Kommunitarismus wie Michael Walzer. Dessen komplexe Gerechtigkeitsethik wird an diesem Abend vorgestellt.
21.04.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Die Tradition jüdischen Lebens in Bayern endete fast vollständig, nachdem Herzog Albrecht seine jüdischen Untertanen 1442 vertreiben ließ. Eine neue Lebensperspektive öffnete sich allmählich im 18. Jahrhundert.
Doch erst im modernen Bayern ab 1813 konnten jüdische Männer und Frauen mühsam, aber letztlich erfolgreich den Weg in Richtung Freiheit und Gleichberechtigung beschreiten. Die Geschichte verlief zwiespältig zwischen Emanzipation, Assimilation und (neuem) Antisemitismus. Wir beschäftigen uns mit einigen ausgewählten Ereignissen, Personen, Orten und Entwicklungen und erarbeiten uns dabei eine Orientierung in der jüngeren jüdischen Geschichte Bayerns.
25.04.2021 | 11 bis 13 Uhr
Dialog | Stadtrundgang
Ein Spaziergang mit der Schriftstellerin Heidi Rehn und ihrem Roman „Das Haus der schönen Dinge" durch die Münchner Innenstadt! Von Hermann Tietz am Bahnhofsplatz über Kaufhaus Oberpollinger, Bamberger & Hertz, Isidor Bach und Heinrich Uhlfelder bis hin zum fiktiven Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt - lassen Sie sich von der Schriftstellerin Heidi Rehn am Beispiel ihres Romans „Das Haus der schönen Dinge" in die schillernde Welt der großen Warenhäuser entführen, die einst auch in der königlich-bayerischen Residenzstadt für paradiesische Einkaufserlebnisse sorgten.
Lauschen Sie beim „Kopfkino live" den Geschichten von den vorwiegend jüdischen Familien, die in München wie im Rest Deutschlands während der Prinzregenten- bzw. Kaiserzeit den Grundstein für die Warenhauskonzerne legten und nach der Machtergreifung 1933 die ersten Opfer der Arisierung wurden.
27.04.2021 | 14 bis 16.30 Uhr
Dialog | Exkursion
Die KZ-Gedenkstätte Dachau entstand im Jahr 1965 aufgrund der Initiative Überlebender des Konzentrationslagers Dachau, die sich bereits 1955 im wieder gegründeten Comité International de Dachau (CID) zusammengeschlossen hatten, um für die Errichtung der Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Häftlingslagers zu kämpfen. Die Umgestaltung des Ortes zu einer Gedenkstätte wurde 1968 mit der Einweihung des Internationalen Mahnmals am Appellplatz abgeschlossen.
In den Jahren 1996-2003 wurde im Rahmen einer Neukonzeption eine neue Dokumentationsausstellung erschaffen, die unter dem Leitmotiv „Der Weg der Häftlinge" steht.
Inhalt dieser Führung ist ein Rundgang durch die Ausstellung und das Außengelände der Gedenkstätte mit historischem Überblick: die Geschichte des KZ von 1933 bis 1945 sowie die Nachkriegsgeschichte.
Zusätzlich wird ein Film präsentiert, der um 13.30 Uhr vor der Führung angeschaut werden kann.
28.04.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Unbedachte oder antisemitische – und ebenso: philosemitische – Sprüche auf der einen, Erstaunen und vielleicht Scheu auf der anderen Seite: Jüdische Menschen in Deutschland haben es selten mit „normalen" Reaktionen auf ihr Jüdischsein zu tun. Normalität im Umgang ist auch deshalb schwierig, wenn man Jüdinnen*Juden vor allem über ihre Religionszugehörigkeit definieren will, aber wenig Kenntnisse hat und die Vielfalt im Judentum übersieht. Der Vortrag beantwortet die Frage, wer jüdisch ist, und will die Pluralität des jüdischen Lebens in Deutschland und der Welt aufzeigen.
03.05.2021 | 14 bis 15.30 Uhr
Dialog | Exkursion
Eine interessante Mischung von moderner Architektur, Informationen zum jüdischen Leben und stadthistorischen Entwicklungen im Herzen von München erwartet Sie bei diesem Rundgang.
Erfahren Sie mehr über die Neue Synagoge „Ohel Jakob", das Gemeindezentrum und das Jüdische Museum. Beim weiteren Stadtspaziergang werden geschichtsträchtige Orte und aktuelle Veränderungen im Stadtleben entdeckt. Welche Architekten prägen unser Umfeld, gibt es spezielle Trends in der Geschäftswelt und welche kulinarischen, jüdischen Einflüsse sind zu entdecken?
Die Zeitreise startet im Mittelalter und führt uns bis zu Architekturjuwelen des 21. Jahrhunderts.
05.05.2021 | 15 bis 17 Uhr
Dialog | Stadtrundgang
Er war ein brillanter Redner, ein bedeutender Anarchist und überzeugter Pazifist, ein vielseitiger Schriftsteller und genialer Übersetzer. Dennoch wäre Gustav Landauer heute kaum noch bekannt, hätte ihn nicht Kurt Eisner im November 1918 zu seiner Unterstützung nach München gerufen. Es war eine Einladung in den Tod: Bei der Niederschlagung der Münchner Räterepublik wurde Gustav Landauer am 2. Mai 1919 grausam ermordet.
Gewinnen Sie auf diesem Rundgang einen Eindruck von seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit und erfahren Sie, was sich in seinen letzten Lebensmonaten in München ereignete.
05.05.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Die heutige Stadt Olching bestand bis zur bayerischen Gemeindegebietsreform der 1970er-Jahre aus den drei eigenständigen Gemeinden Olching, Esting und Geiselbullach. Alle drei waren jahrhundertelang vorwiegend ländlich geprägt. Die Präsenz von Menschen jüdischen Glaubens oder der Herkunft aus einer jüdischen Familie ist in der Geschichte dieser Orte ein relativ junges Phänomen.
Der Vortrag spürt jüdischen Einzelschicksalen im 19. und 20. Jahrhundert nach – Unternehmern und Kulturschaffenden, aber auch der vorübergehenden Episode eines jüdischen DP-Lagers in Olching in der unmittelbaren Nachkriegszeit.
08.05.2021 | 10 bis 14 Uhr
Dialog | Exkursion
Wenn es in München einen Ort für wahre Entdecker gibt, dann ist das die Messestadt Riem, wo in den letzten 15 Jahren eine eigene Stadt auf dem ehemaligen Flughafen Riem und dem Bugagelände entstanden ist. Nach einer Entdeckungsreise durchs Gelände und einem Picknick mit internationalen Spezialitäten wird entlang der Tribüne aus „Brauner Zeit" gewandelt. Man kommt am großen Goldbarren vorbei und einer Formel, die eine lange Front füllt – sie ist da, aber keiner sieht sie. Ebenso wie die beiden jüdischen Schofarhörner, die vor Gefahr warnen, denn in Riem kamen KZ-Häftlinge aus Dachau ums Leben. Neben der verwinkelten Kirche und dem Platz der Menschenrechte wird dann noch ein Stadtrundgang durch die Innenstadt von München angeschlossen.
12.05.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Die Christenheit - mit über zwei Milliarden Gläubigen eine der größten Religionsgemeinschaften der Welt - beruft sich auf Jesus Christus - einen Juden aus Nazareth. Diese Vorstellung hätte den historischen Jesus sicher befremdet: Nichts lag ihm ferner, als eine neue Religion zu gründen. Er ging in die Synagoge, gehorchte der Tora - dem jüdischen Gesetz – und wenn er überhaupt ein religionspolitisches Ziel hatte, dann, seinen eigenen jüdischen Glauben zu reformieren. Und so ist denn auch vieles, was wir heute für christlich halten, jüdischen Ursprungs.
Der Vortrag folgt diesen jüdischen Spuren im Christentum.
18.05.2021 | 18 bis 21 Uhr
Film | Film
Die jüdische Philosophin Hannah Arendt verfolgt 1961 den Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem. Im Gerichtssaal trifft sie auf einen unscheinbaren Mann, der, wie er nicht müde wird zu betonen, nur Befehle ausführte. In einer Artikelserie charakterisiert sie ihn, einen der Hauptverantwortlichen für die Shoa in Europa, als mediokren Schreibtischtäter und löst damit ungeahnte Proteststürme aus.
Durch die Integration originaler Filmmitschnitte vom Eichmann-Prozess in Jerusalem kann der Zuschauer die Grundthese der streitbaren Philosophin unmittelbar überprüfen. Der Film überzeugt durch die stimmungsvolle Darstellung des New Yorker Exils und spart auch das ambivalente Verhältnis zwischen Hannah Arendt und dem mit den Nazis sympathisierenden Philosophen Martin Heidegger nicht aus.
Gezeigt wird Margarethe von Trottas mehrfach preisgekrönter Film über Hannah Arendt mit Barbara Sukowa in der Titelrolle.
19.05.2021 | 14 bis 15.30 Uhr
Dialog | Exkursion
München als Ausgangspunkt der politischen Karriere Hitlers und Hauptsitz der NSDAP ist Thema unserer Tour. Von der Feldherrnhalle, dem Ort des Putschversuches 1923, gehen wir Richtung Königsplatz. Dabei erfahren Sie mehr über die Bauten der Nationalsozialisten und deren historische Verknüpfungen.
Als „Hauptstadt der Bewegung" sollte München umgestaltet werden. Manches ist sichtbar, einiges verschwunden und vieles dankeswerterweise nie realisiert worden.
Die Tour beleuchtet das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und den vielfältigen Umgang mit dem Erbe nationalsozialistischer Architektur und Kunst in München.
19.05.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Die Geschichte und Kultur der Jüdinnen*Juden in Nord- und Lateinamerika - insbesondere den USA, Argentinien, Brasilien und Mexiko - ist umfangreich und hat einen großen Anteil an der Entwicklung des Kontinents. Trotz Diskriminierungen fanden sie dort die Freiheit zur Bewahrung ihrer kulturellen Identität. Zurzeit leben mehr als 10 Millionen Jüdinnen*Juden in Amerika und bilden somit eine sehr bedeutende Gemeinschaft.
Welche Perspektiven für Kooperation eröffnen sich für Deutschland und die EU?
27.05.2021 | 19.30 bis 21.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Navid Kermani ist freier Schriftsteller und habilitierter Orientalist. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Hamburger Akademie der Wissenschaften. Für sein akademisches und literarisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und zuletzt mit der Buber-Rosenzweig-Medaille.
09.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Edith Stein (1891-1942) ist eine der wichtigsten religiösen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich von jüdischer Herkunft, konvertiert sie zum Christentum und tritt in den Karmeliterorden ein. Edith Stein ist bis heute eine hervorragende Vertreterin moderner Philosophie und setzte sich zudem für Frauenrechte ein. Im Jahr 1942 wird sie in Auschwitz ermordet, im Jahr 1998 von Johannes Paul II. heiliggesprochen.
13.06.2021 | 10.30 bis 16 Uhr
Dialog | Workshop
Jiddisch ist eine annähernd 1.000 Jahre alte Sprache, die von aschkenasischen Jüdinnen*Juden in weiten Teilen Europas gesprochen und geschrieben wurde und zum Teil bis heute gesprochen und geschrieben wird. Sie ist eine Mischsprache, die aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangen ist und verschiedene Einflüsse aufgenommen hat.
Etliche Begriffe wie „Massel" oder „Schlamassel" sind uns nach wie vor vertraut.
Chaim Frank wird in diesem zweiteiligen Schnupperkurs über die Entstehung, Entwicklung und Verbreitung der jiddischen Sprache zunächst in einem rund 90-minütigen Vortrag referieren. Danach gibt es einen Einstieg in die Praxis: Alphabet kennen- und schreiben lernen, arbeiten mit Buchstabentafeln, erste Wörter und den eigenen Namen bilden.
16.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Schon im frühen Mittelalter siedelten sich Jüdinnen*Juden aus Ost und West in Prag und Wien an. Obwohl sie immer wieder vertrieben, bekämpft und letztlich vernichtet wurden, trugen sie mit ihren Bauwerken, ihrem kulturellen Wirken, ihren Bräuchen und ihren rauschenden und ausgelassenen Festen maßgeblich zur Entwicklung der beiden Metropolen bei.
Mit vielen neuen und historischen Bilddokumenten führt uns das Kamingespräch durch die beiden Städte.
18.06.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Bühne | Konzert
Drei Münchener Musiker aus verschiedenen Formationen (Gitanes Blondes, Passo Avanti und Talisman) bieten Ihnen das klezmermusikalische Gelbe vom Ei.
Der Geiger Mario Korunic, in Kroatien geboren, Preisträger beim Internationalen Violinwettbewerb „Rodolfo Lipizer" in Italien, ist seit 1990 Frontmann der Gruppe Gitanes Blondes, die sich dem Balkan-, Klezmer- und „Celtic folk" widmet und weltweit mit Giora Feidman auf Tournee geht.
Der Cellist Eugen Bazijan, geboren in der Ukraine, hat sich in der Gruppe Passo Avanti und als Arrangeur und Jazzbass spielender Cellist einen Namen gemacht.
Michail Leontchik ist Jazzpianist, mit Studium beim weltberühmten Jazzpianisten Russlands, Prof. Leonid Chizhik und furioser Zymbalyspieler aus Weißrussland.
Ein Abend voller musikalischen Überraschungen, humorvollen Moderationen und Emotionen.
23.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Shabbat Shalom - jüdisches Essen und jüdische Alltagsbräuche. Von Flammenwerfern und koscheren Giraffen: jüdische Gebräuche im Alltag.
Was ist das Judentum? Eine Religion? Eine Kultur? Ein Brauchtum? Dem und anderen Fragen will der Vortrag von Lilly Maier nachgehen. Dabei stellt die Referentin unterschiedliche jüdische Alltagsbräuche vor - sowohl jene von streng orthodoxen Jüdinnen*Juden als auch solche von „Kulturjüdinnen*juden", die nicht an Gott glauben, sich aber trotzdem an bestimmte Traditionen halten.
Der Vortrag widmet sich verschiedenen Themenfeldern des jüdischen Alltags: der jüdischen Familie, dem jüdischen Haus (samt der Küche), der Synagoge und der jüdischen Welt im Allgemeinen. Dabei stellt die Referentin auch unbekanntere Aspekte vor:
Wussten Sie zum Beispiel, dass man einen Flammenwerfer braucht, um eine Küche koscher zu machen?
Das interaktive Kamingespräch mit Bildern, Ton- und Videobeispielen soll zur Diskussion anregen, Redebeiträge der Teilnehmer*innen werden herzlich begrüßt.
19.06.2021 | 15.30 bis 17.30 Uhr
Dialog | Exkursion
„Vorbei ist nicht vorüber." Elias Canetti bringt mit seinem Diktum die Notwendigkeit von Erinnerungskultur auf den Punkt.
Im Umgang mit der Erinnerung an den NS-Terror, an seine Opfer, seine Täter*innen und Menschen im Widerstand geht München die unterschiedlichsten Wege. Bei diesem Spaziergang erleben wir Orte, an denen visuell, akustisch und haptisch erinnert wird.
Der Spaziergang macht deutlich, welche Bedeutung Erinnerung für den einzelnen Menschen wie für Gruppen hat, warum sie gesellschaftlich notwendig ist und welche Chancen zur Selbstreflexion sie birgt.
25.06.2021 | 17.30 bis 19.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Seit 2010 gibt es in München eine virtuelle Wolke der Erinnerung an den Terror der NS-Zeit: die Memory Loops. Die Künstlerin Michael Melián entwickelte ein Denkmal ohne konkreten Ort. Das ganze Stadtgebiet wird bei ihrer Erinnerungskunst zum Träger des Denkmals, denn Tafeln an 60 Orten verbinden uns mit 300 Zeitzeugenberichten, die telefonisch oder via Internet hörbar sind.
Der Aufbau des virtuellen Denkmals, der Wettbewerb im Vorfeld sowie die Arbeitsweise der Künstlerin werden vorgestellt. Gemeinsam hören wir Tonspuren, die Anette Spieldiener chronologisch vorstellt und die den Zeitraum von 1894 bis zum 9. November 1923 umfassen.
30.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
„Integriert! Aber zugehörig?" – Überlegungen zu zeitgenössischer jüdischer Literatur in Deutschland.
Jüdische Gemeinden bereichern unsere Gesellschaft durch Synagogen(-führungen), Kulturfestivals und andere Begegnungsmöglichkeiten. Doch wie ist die Befindlichkeit von Jüdinnen*Juden in Deutschland heute? Sie scheinen gut integriert, aber fühlen sie sich wirklich zugehörig? Neben zwanglosem Nebeneinander gibt es immer wieder Irritationen, die das besondere Verhältnis von Jüdinnen*Juden und Nichtjüdinnen*Nichtjuden bestimmen. Wie spiegelt sich das in der deutschsprachigen Literatur wider? Mit welchen Themen befassen sich jüdische Schriftsteller*innen und Publizist*innen in Deutschland? Gibt es Unterschiede zum benachbarten Ausland Österreich und Schweiz?
In New York schwang nach dem Ende des Ersten Weltkriegs Dorothy Parker – eigentlich Dorothy Rothschild – eine der schärfsten Federn. Von ihr stammt der Satz: „Jews are like other people - only more so." Gilt das auch für jüdische Stimmen im mitteleuropäischen Raum?
01.07.2021 | 16 bis 18 Uhr
Dialog | Stadtrundgang
„... und es war unser München." Am Beispiel der Familie des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, der Ende des 19. Jahrhunderts in einer jüdisch-orthodoxen Familie aufwuchs, und anhand der Autobiografie des Religionswissenschaftlers Schalom Ben Chorin sehen wir, wie christlich-jüdisches Zusammenleben in München bis 1938 aussah: wie es gläubigen Jüdinnen*Juden gelang, sich einerseits an ihre religiösen Vorschriften zu halten und andererseits den bayerischen Traditionen anzupassen.
Thema dieser Führung ist auch das jüdische Gemeindeleben in München, bevor es in der NS-Zeit ein jähes Ende nahm.
06.07.2021 | 14 bis 16 Uhr
Dialog | Stadtrundgang
Seit 2006 steht wieder eine Synagoge im Herzen Münchens. Jüdisches Gemeindeleben ist wieder deutlich sichtbar. Die lange Geschichte dieser Gemeinde ist im Stadtbild sonst aber wenig erkennbar.
Auf einem Spaziergang durch die Altstadt wird gezeigt, welche Rolle Jüdinnen*Juden in München einnehmen konnten und welche Grenzen die christliche Gesellschaft zog. Viele Stationen verbindet man nicht mit dem Judentum, denn Gedenktafeln und Denkmäler sind selten. Lassen Sie sich überraschen, wie prägend jüdische Persönlichkeiten für München waren, von Abraham de Municha über Kurt Eisner bis Schalom Ben-Chorin.
06.07.2021 | 18 bis 19.30 Uhr
Dialog | Exkursion
In der Mitte Münchens auf dem St.-Jakobs-Platz sind die Ohel-Jakob-Synagoge, das Jüdische Museum der Stadt und das neue Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde von München und Oberbayern entstanden.
Die Ohel-Jakob-Synagoge (Zelt „Jakobs") ist ein Meisterwerk zeitgenössischer Sakralarchitektur. Sie gehört zu den größten und eindrucksvollsten Synagogenneubauten in Europa.
Bei einer Führung erfahren Sie vieles über die Gebäudeanlage der Kultusgemeinde, gehen durch den Gang der Erinnerung unter dem Platz und lernen dann das Innere der Synagoge selbst kennen.
16.07.2021 | 16 bis 18.30 Uhr
Dialog | Exkursion
Mitten in München liegen drei Gärten, alle drei bekannt und doch kaum besucht: die Lenbachgärten, ein neues abgeschottetes Luxusviertel, erbaut in „immer wiederkehrenden Grundformen der Architektur und des Städtebaus". Daneben der Alte Botanische Garten mit seinen Baumexoten. Nach einem Besuch des einzigartigen Kunstpavillons geht es in den Effnerpark, geschaffen vom Hofgärtner König Ludwigs II.
In der Führung geht es um Eschenbäume und um Effners Parkbank, einen „Schafskopf" und einen Scheißhausapostel, der München von der Cholera befreit hat. Und - natürlich! - um Münchens prachtvollsten Brunnen. Auch um Nebensächliches wie Seifen, Senf, Soßen, Parfüms und Zwiebelstränge. Und um den prachtvollen Palast eines jüdischen Münchners.
22.07.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Ohne die Polizei wäre die Shoa nicht möglich gewesen. Während des „Dritten Reichs" befand sich ihre bedeutendste Schule in Fürstenfeldbruck. Hunderte von Männern aus ganz Deutschland und Österreich besuchten im ehemaligen Zisterzienserkloster spezielle Kurse, in denen die uniformierte Staatsgewalt sie zu ihren Führungskräften ausbildete.
Neben militärischem Drill und Paragrafen standen „Bandenkampf" und Antisemitismus auf dem Lehrplan. Mit diesem Wissen zogen zahlreiche Polizeioffiziere in den „auswärtigen Einsatz", aus dem erschreckend viele als Massenmörder und Kriegsverbrecher zurückkehrten. Nach Kriegsende führten sie ihre Karrieren einfach fort, ohne jemals angemessen bestraft worden zu sein.
Dr. Sven Deppisch beleuchtet die Geschichte der Polizeischule Fürstenfeldbruck. Er zeigt, wie die Nationalsozialisten ihre führenden „Gesetzeshüter" für die Shoa trainierten. In seinem Vortrag analysiert er das Ausbildungssystem der NS-Diktatur und veranschaulicht, welche Fächer und Inhalte es in den besonderen Lehrgängen gab.
14. bis 21.08.2021
Dialog | Exkursion
Wer Kultur und Geschichte des Judentums in Mitteleuropa entdecken möchte, sollte nach Mähren fahren. 1.000 Jahre lebten die Jüdinnen*Juden in Südmähren ununterbrochen. Nur wenige Regionen haben die Erinnerung an diese große Kultur so bewahrt wie das Land an Thaya und March. Zwischen Weinbergen und Wiesen entfaltet sich eine vergessene Landschaft kleiner Friedhöfe, bunter Synagogen und eindrucksvoller Industriellenschlösser. Auch die berühmte Prager Literaturszene wäre ohne die mährischen Jüdinnen*Juden nicht vollständig, wie die Namen von Ernst Weiß, Hermann Ungar und Ludwig Winder zeigen.
Reisebegleiter sind Arthur Schnabl und Blanka Návratová.