Sonderthemenjahr „Jüdisches Leben“ bei der VHS Traunstein
Die VHS Traunstein lockt im Rahmen des Themenjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ mit einem vielfältigen Angebot.
Im Rahmen der beliebten Reihe des Studium Generale und Regionale wird im Jahr 2021 das Sonderprojekt „Jüdisches Leben 1700 Jahre“ angeboten. Es werden verschiedene Sonderveranstaltungen zu Themen rund um jüdisches Leben in Deutschland angeboten – darunter literarische, geschichtliche und kunstgeschichtliche Vorträge, Exkursionen in die nähere Umgebung, Kochkurse mit jüdischen Speisen sowie eine bebilderte Ausstellung in Kooperation mit dem Heimathaus Traunstein.

Veranstalter
Veranstaltungen
15.06.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Max Liebermann (1847–1935) wurde als Sohn eines Industriellen in eine liberale großbürgerliche jüdische Familie in Berlin geboren. Er gilt international als der berühmteste Vertreter des deutschen Impressionismus und löste mit seinem „Christus im Tempel“ den größten Kunstskandal der Bismarck-Ära aus, wodurch er zur Zielscheibe der Antisemiten wurde.
Als Präsident der Berliner Secession erfuhr Liebermann seitens der konservativen sowie völkischen Kunstkritik heftige Anfeindungen und erlebte nach der „Machtergreifung“ die antijüdischen Repressalien des NS-Regimes.
29.06.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Der Philosoph und Psychoanalytiker Erich Fromm (1900–1980) entstammte einem streng gläubigen jüdischen Elternhaus in Frankfurt. Als wichtiges Mitglied des berühmten Frankfurter Instituts für Sozialforschung, der später weltberühmten „Frankfurter Schule“, musste er emigrieren.
Fromm war Humanist, stellte die Frage nach der Existenz und Situation des modernen Menschen. Zudem untersuchte er das „Autoritäre“ und setzte sich mit der Friedensfrage auseinander. Wie auch Adorno und Horkheimer sah er die gesellschaftlichen Entwicklungen infolge eines sich radikalisierenden Kapitalismus kritisch.
06.07.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Schon 1902 hatten sich die Brüder Holzer in Traunstein niedergelassen. Hier wuchsen die Kinder auf, gingen zur Schule, waren im Sportverein aktiv. Dass sie Juden waren, spielte keine Rolle. Dann kam der 9. November 1938: Mitten in der Nacht begann der Terror vor ihrem Haus in der Kernstraße, der zur Vertreibung der ganzen Familie führte.
Der Vortrag beleuchtet nicht nur diese Traunsteiner Familiengeschichte, sondern informiert auch über die antisemitische Propaganda, über das Schicksal weiterer jüdischer Bürger*innen im Landkreis sowie über den späteren Umgang mit dieser Geschichte.
12.10.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Der Vortrag von Walter Rempfer behandelt das jüdische Leben in Deutschland, von der Blüte der jüdischen Kultur im Mittelalter bis in die Gegenwart. Es ist auch die Geschichte von Hoffnungen, Ausgrenzung und Verfolgung. Selbst in Zeiten bürgerlicher Gleichberechtigung gab es Demütigung und Kränkung und doch haben diese Menschen jüdischen Glaubens ihre Heimat geliebt. Auch auf das Thema Antisemitismus wird der Referent in seinem Vortrag eingehen.
19.10.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Abstammungs- oder Beitrittsreligion? Rabbinen oder Rabbiner? Halacha, Mitzvot und Orthopraxis? Ashkenasim oder Sephardim? Orthodoxe oder Ultraorthodoxe? Im Zusammenhang mit dem Judentum fallen immer wieder Begriffe, die schlecht oder falsch verstanden werden.
In diesem Vortrag werden neben solchen Grundbegriffen die Speisegesetze erklärt, die Jüdinnen*Juden einhalten müssen, und die kulturellen Hintergründe dazu erläutert. Ziel des Vortrages von Frau Dr. Annelyse Forst ist es, ein besseres Verständnis des Judentums zu ermöglichen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Fragen umso willkommener!
03.09. bis 10.10.2021
Ausstellung | Kunst
„Schalom. Drei Fotografen sehen Deutschland“ lautet der Titel einer Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Heimathaus Traunstein. Dabei dokumentieren 51 Aufnahmen der Fotografen Holger Biermann, Rafael Herlich und Benyamin Reich jüdisches Leben und jüdische Kultur in Deutschland.
Als Kooperationsprojekt der VHS Traunstein wird diese Ausstellung im Rahmen des Festjahres #2021JLID – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland im Traunsteiner Heimathaus präsentiert.
21.09.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Or Zohar is the Reform rabbi of the Misgav Region in the Central Galilee and CEO of the Spirit of the Galilee organization. Rabbi Zohar formerly served as a reform rabbi in Kiryat Tivon and in Tel Aviv. Ordained at the Jerusalem campus of HUC, he received his M. A. in Jewish Philosophy and is currently a doctoral candidate in Kabbalah Studies in Tel Aviv University.
Rabbi Or Zohar will address questions of identity, multiculturalism, Jewish-Arab co-existence, as well as issues of faith and spirituality. We will also sing a song or two, and leave plenty of time for questions and answers.

28.09.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Der jüdische Künstler Ludwig Meidner zählt zu den großen Malern des deutschen Expressionismus und wurde mit seinen Bildern über das hektische Leben in der modernen Großstadt berühmt. Ab 1912 schuf er mit seinen „apokalyptischen Landschaften“ auch Katastrophenbilder.
Nach seinem Ausstellungsverbot im Jahr 1933 emigrierte der „entartete Künstler“ nach London. Als Meidner sich dort nicht etablieren konnte, kehrte er 1953 trotz großer Bedenken ohne seine Frau wieder nach Deutschland zurück und wird seit den 1980er Jahren als großer Meister des deutschen Expressionismus gefeiert.
05.10.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Adorno war ein deutscher Philosoph, Soziologe, Musikphilosoph und Komponist. Er zählt zu den Hauptvertretern der Kritischen Theorie und der berühmten Frankfurter Schule. Adorno war väterlicherseits jüdischer Herkunft und emigrierte in die USA. Nach seiner Rückkehr nach Frankfurt wurde er zur Leitfigur der kritischen Auseinandersetzung mit der kapitalistisch geprägten Gesellschaft. Auch die kritische akademische Jugend feierte ihn zunächst, bis es zu schweren Konflikten mit den 68ern kam, deren antiakademische Protestaktionen er scharf kritisierte.
26.10.2021 | 19.30 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Das Judentum war die einzige monotheistische Religion im Alten Orient und die einzige Religion, die bis ins 20. Jahrhundert ohne Priesterinnen auskam. In diesem Vortrag wird dargestellt, welche Vorschriften es für Frauen in den jüdischen Schriften (Altes Testament, Talmud) gibt und welche Auswirkungen diese Bestimmungen für ihr Leben hatten.
Der Schwerpunkt des Vortrages liegt auf dem Kampf um „Equal Access“ – das heißt den gleichberechtigten Zugang zu allen Ämtern und Funktionen in der Synagoge und im Gebet mit der Gemeinde, in Ritual und Liturgie – vor allem in der Orthodoxie.
23.10.2021 | 9 bis 13.30 Uhr
Dialog | Stadtrundgang
Ab wann gab es jüdisches Leben in Rosenheim? Welche Schicksale gab es vor und unter dem NS-Regime? Die Zahl der Jüdinnen*Juden, die ab dem 19. Jahrhundert in Rosenheim lebten, war für Oberbayern relativ groß. Der Rundgang führt zum Rathaus und zum Max-Josefs-Platz, mit Hintergründen zu Simon Kohn, Familie Fichtmann oder Samuel und Rosalie Obernbreit, sowie zum Ludwigsplatz mit den Geschichten der Familien Westheimer oder Fischer. Auch Elisabeth Block und ihr Tagebuch sowie das weitgehend unbekannte Camp, das nach 1946 überlebende Waisenkinder des Holocaust beherbergte, sind Themen der Stadtführung.

18.11.2021 | 14 bis 15.30 Uhr
Dialog | Stadtrundgang
1933 eröffnete das NS-Regime ein Konzentrationslager auf dem Areal der stillgelegten Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik Dachau. Die Haft- und Terrorstätte bestand zwölf Jahre. Mehr als 200.000 Gefangene aus über 40 Nationen waren inhaftiert, mindestens 41.500 Menschen starben dort an Hunger, Krankheiten, Folter, Mord und den Folgen der KZ-Haft.
Ziel der KZ-Gedenkstätte Dachau ist es bis heute, an das Leiden und Sterben der Häftlinge zu erinnern und eine Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen zu fördern.
09.11.2021 | 18 bis 22 Uhr
Dialog | Workshop
Jüdinnen*Juden haben sehr komplizierte Speisevorschriften: Sie dürfen nur bestimmte Nahrungsmittel essen, die koscher sein müssen. Am Shabbat und an jüdischen Feiertagen müssen Jüdinnen*Juden bestimmte Speisen essen, die für viele von ihnen nach wie vor identitätsstiftend sind.
Wir kochen Gerichte wie Challah, Latkes, oder gefilte Fisch, die aschkenasische (osteuropäische) Juden an diesen Tagen zubereiten. Am Ende entsteht ein schmackhaftes Mahl aus warmen und kalten Speisen. Darüber hinaus erfahren Sie viel über die jüdischen Feiertage sowie die religiösen und kulturellen Hintergründe dieser Gerichte.