Frau – Jüdin – Künstlerin: Begegnungen im Salon
Salongeschichten mit jüdischen Autorinnen und Künstlerinnen
Von Hannah Ahrendt bis hin zu „Mutters Auberginensalat“: Im Gmünder Salon treffen sich Seele, Geist und Intellekt jüdischer Autorinnen und Künstlerinnen.
Die "Gmünder Salons" in diesem Jahr stehen ganz im Zeichen jüdischer Autorinnen, Philosophinnen und Filmemacherinnen, die sich keineswegs nur als charmante und geistreiche Gastgeberinnen präsentieren werden. Die Texte verstorbener jüdischer Lyrikerinnen wie Hilde Domin, Rose Ausländer, Mascha Kaléko, Nelly Sachs, Else Lasker-Schüler kommen ebenso zu Gehör wie die der zeitgenössischen Autorinnen Mirna Funk, Adriana Altaras und Barbara Honigmann selbst. Biografien jüdischer Philosophinnen wie Hannah Arendt, Agnes Heller, Ruth Klüger werden vorgetragen. Spiel- und Dokumentarfilme wie Oma und Bella, Eva Hesse, Female pleasure und Yentl gezeigt. Und eine Rabbinerin wird erwartet. Zum Israeltag wird in einer Gmünder Schule ein Jugend-Salon eröffnet. Nicht fehlen darf ein kulinarischer Salon mit koscherem Essen und Tischreden und eine Klezmerparty mit der dänischen Band „Mames Babegenush“ (auf deutsch „Mutters Auberginensalat“).
Die Veranstaltungen finden stets an einem Mittwochabend im Sommer statt. Willkommen sind selbstverständlich auch Männer.
Auch wenn heute in Schwäbisch Gmünd kaum mehr Jüdinnen*Juden leben, so spielt die jüdische Gemeinde in der Geschichte der Stadt eine nicht unwesentliche Rolle. Vor einigen Jahren wurde ein altes Adelshaus aus dem 13. Jahrhundert wiederentdeckt, das vermutlich als Synagoge diente. Bis 1501 bildete sie das Zentrum der jüdischen Gemeinde, bevor diese aus der Reichsstadt nach dem Pestpogrom vertrieben wurde. Ein vor wenigen Jahren errichtetes Kunstwerk erinnert an diese dunkle Zeit.

Veranstalter
Veranstaltungen
15.09.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Wenn Nike ihre Wohnung in Berlin-Mitte verlässt, muss sie am Stolperstein ihrer Urgroßmutter vorbei. Nike ist als Jüdin in Ostberlin aufgewachsen, jede Straße trägt Erinnerung, auch schmerzhafte.
Als sie ein Jobangebot in Tel Aviv bekommt, nimmt sie an. Dort trifft sie Noam, er ist Journalist, seine Geschichte ist tief und komplex. Nike lässt ihn in ihr Leben, als ersten Mann seit Jahren. Doch zwischen ihr und Noam steht Noams Onkel Asher. Der ist vereinnahmend und brutal und setzt alles daran, dass Nike aus Noams Leben verschwindet. Furchtlos und berührend erzählt Mirna Funk von der Gewalt, die in Nikes und Noams Familiengeschichten steckt.
09.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Lesung
Sie haben sich dreimal gesehen, sie haben sich noch nie berührt, aber sie werden heiraten: die 19-jährige Chani Kaufman und der angehende Rabbiner Baruch Levy. Doch wie geht Ehe, wie geht Glück? Eine fast unmögliche Liebesgeschichte in einer Welt voller Regeln und Rituale. Die Schauspielerin Gerburg Maria Müller liest ausgewählte Passagen aus Eve Harris‘ Debütroman und taucht ein in den Alltag, die Bräuche und Gesetze einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in London: jüdischer Witz und britischer Humor inklusive.
22.10.2021 | 18 bis 21 Uhr
Bühne | Konzert
Ein Rückblick auf die Veranstaltungsreihe »Frau-Jüdin-Künstlerin - Begegnungen im Salon«.
Mit Klezmer-Musik, präsentiert von der Lehrerband des Scheffold-Gymnasiums. Poetische Texte von Hilde Domin, Rose Ausländer, Mascha Kaleko, Nelly Sachs und Else Lasker-Schüler nehmen Sie mit in die reiche Sprach- und Denkwelt großer Dichterinnen. Die Texte werden vorgetragen von der Schauspielerin Gerburg Maria Müller. Es erwarten Sie kleine kulinarischen Überraschungen.
Es sprechen Christian Baron, Erster Bürgermeister, Ingrid Hofmann, Direktorin der Gmünder VHS und Elke Heer, Beauftragte für Chancengleichheit der Stadt Schwäbisch Gmünd.
16.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren russisch-jüdischen Eltern nach Deutschland. Sie gehört der neuen Generation junger Jüdinnen*Juden in Deutschland an, die sich über ihre Zukunft, nicht über ihre Vergangenheit definieren wollen. Ihr aktuelles Buch "Wer wir sind" ist ein autobiografischer Roman, der zeigt, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird. "Wer wir sind" erzählt, wie eine Frau zu sich findet - und wer wir im heutigen Deutschland sind.
23.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Vortrag
Hannah Arendt hat als Philosophin großen Wert daraufgelegt, zu unterscheiden zwischen dem, was jemand ist und wer jemand ist. Was eine Person ausmacht, ergibt sich aus ihrem eigenen Handeln und Sprechen, durch das sie eine einzigartige unverwechselbare Spur in der Welt hinterlässt. Arendts eigene Identität – als Jüdin, als Frau, als Deutsche - war jedoch sehr wohl prägend für ihr Leben und auch für ihr Denken.
30.06.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Workshop
Wir laden Sie herzlich ein, miteinander zu essen und aufeinander zu hören. Wo und wie können Frauen in Kirche und Öffentlichkeit Einfluss nehmen und ihren selbstverständlichen Beitrag leisten? Wo sind innerhalb der Religionen Spielräume für Frauen und Chancen für Geschlechtergerechtigkeit? Unsere Tischrednerinnen sind Frauen aus Kirche und Öffentlichkeit - seien Sie gespannt! Mit der evangelischen Dekanin Ursula Richter, einer Vertreterin der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, den Muslimas Songül Akman und Hilal Bayam sowie der Direktorin der Gmünder VHS Ingrid Hofmann und der Beauftragten für Chancengleichheit Elke Heer.
04.07.2021 | 11 bis 13 Uhr
Dialog | Exkursion
Gästeführerin Susanne Lutz stellt auf einem kleinen Spaziergang die Gmünder Heimatforscherin und Autorin Lucie Stütz (1894-1982) vor. Die Lehrerin hatte ein langes erfülltes schriftstellerisches Leben und es verband sie eine enge und schöpferische Freundschaft mit ihrer gleichgesinnten Kollegin Agnes Herkommer. Lucie Stütz‘ Kurzgeschichte "Nora" aus dem Jahr 1970 porträtiert mit viel Gefühl das junge jüdische Mädchen Nora und wird im Antiber Garten gelesen: "Komm mit in unsere Laube, dann will ich von Nora erzählen ..."
07.07.2021 | 19 bis 21 Uhr
Film | Film
Wie geht man damit um, wenn das eigene Dasein in den Köpfen anderer fast nur Stereotype hervorruft? Wie fühlt es sich im Jahr 2020 an, jüdisch zu sein in Deutschland? Dima (16) ist Jude und es begegnet ihm immer wieder ein Problem, das es auszuhandeln gilt: seine deutsch-jüdische Identität. Ein preisgekrönter Kurzfilm mit Kraft, Tempo und Witz. Lernen Sie im Anschluss an den Film den Regisseur Arkadij Khaled und die Drehbuchautorin Merle Kirchhoff persönlich kennen.
14.07.2021 | 19 bis 21 Uhr
Publikation | Print
Mit kühler Ironie und beeindruckender Prägnanz erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer höchst eigenwilligen jungen Frau, die keine Grenzen kennt. Mascha ist Jüdin, Aserbaidschanerin, Russin, Deutsche. Ihre Welt ist eine, in der alle Kulturen und alle Traditionen zusammenkommen. Sie ist immer verliebt, immer auf dem Sprung. Immer auf der Flucht. Sie könnte überall leben. Ein beeindruckender Roman mit Tragik, Komik, Witz und Weisheit.
21.07.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Konzert
"Mames Babegenush" ist jiddisch und bezeichnet "Mutters Auberginensalat", mutmaßlich eine Inspiration für unglaublich guten Klezmer! 2004 in Kopenhagen gegründet, spielte die Band zunächst auf jiddischen Partys, Hochzeiten und Bar Mizwas oder unangekündigt als "Klezmer Attack" in Cafés und Parks. Das Ensemble steht für einen aktuellen, unverwechselbaren Klezmer und macht jedes Konzert zu einem ausgelassenen Fest!