L’CHAIM – AUF EIN WORT|FESTIVAL
Ein Prosit auf das Leben! Und auf das Wort!
Jüdische Autor*innen rezitieren in Solingen aus ihren Werken.
„L’CHAIM!“ heißt auf Hebräisch: Auf das Leben! Der schönste Trinkspruch überhaupt nicht nur für die jüdischen Autor*innen, die sich im Oktober 2021 „auf ein Wort“ in Solingen treffen werden, um bei Speis und Trank über das Leben in Deutschland zu sinnieren, zu rezitieren und zu diskutieren.
Initiator des Wortfestivals ist das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen. Im Jahr 2015 gegründet, versammelt es in seinem Archiv Autografe, Korrespondenzen, Bücher, Fotos, Skulpturen, Grafiken, Zeichnungen und Gemälde sowie diverse persönliche Gegenstände verfolgter Künstler*innen des 20. und 21. Jahrhunderts. Darunter ein Briefkonvolut von Thomas Mann und 23 Collagen und Zeichnungen von Else Lasker-Schüler. Das Zentrum steht für „ein erwachendes Europa, das aus seiner Vergangenheit lernt“, wie es der Literaturwissenschaftler Hans Dieter Zimmermann resümiert. „Hier werden die Toten geehrt, hier sind sie nicht vergessen. Hier wird ihr Werk aber auch aufbewahrt, damit es weiterwirken kann“ – in die „Gegenwart hinein“. Und „in die Zukunft“.
So sehen renommierte Autor*innen das aktuelle jüdische Leben!
Zum Festjahr #2021JLID – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland lädt das Zentrum nun Schriftsteller*innen ein, die einen (Ein-)Blick in und auf ihr Leben als Jüdin und Jude in Deutschland geben.

Veranstalter
Veranstaltungen
10. bis 24.05.2022
Bühne | Lesung
10.05.2022 | 18 bis 20.30 Uhr
Bühne | Lesung
2016 provozierte Tomer Gardis „Broken German“ beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt Diskussionen über Fragen der Sprache, Kunstsprache und Muttersprache.
Formen der Mehrsprachigkeit, Konflikte und Hierarchien thematisiert auch Olga Grjasnowas Sachbuch „Die Macht der Mehrsprachigkeit – Über Herkunft und Vielfalt“. Es berichtet vom Leben in Deutschland als Nicht-Muttersprachler*in, liefert eine Geschichte des deutschen Monolingualismus und die Erkenntnis, dass ein multilinguales Ideal hier (noch) immer an ‚Prestige-Sprachen‘ ausgerichtet ist.
Gemeinsam mit beiden Autor*innen wird sich am 10.05.2022 der bereichernden Vielsprachigkeit in und jenseits der Literatur gewidmet. Sprechen Sie mit!
17.05.2022 | 18 bis 20.30 Uhr
Bühne | Lesung
Vielsprachigkeit und Identität sind die beiden großen Leitmotive dieses Wortfestivals. Für Mati Shemoelofs Werke sind sie prägend. In seinen Texten überlagern sich Hebräisch, Deutsch, Arabisch in Worten und Schriftzeichen.
Wie Zugehörigkeiten und Identitäten fließende sind, wie Migration ein Prozess bleibt, nachdem ein Umzug längst stattgefunden hat, zeigt auch der Roman „Eine Formalie in Kiew“ von Dmitrij Kapitelman. Die Erkundung der eigenen Identität findet auch hier in einer Sprache statt, die Worte kreiert, Eindrücke und Perspektiven vermischt, mal anekdotisch, mal ernst pointiert autobiografische Erfahrungen vermittelt.
Wie sehr persönliche Erfahrungen Einzug in das Schreiben der Autor*innen finden und wie sie Schreibanlässe stiften, darüber wird am 17.05.2022 im literarischen Salon gesprochen.
24.05.2022 | 18 bis 20.30 Uhr
Bühne | Lesung
Mit Gundula Schiffer gab Adrian Kasnitz 2019 die Anthologie „Was es bedeuten soll. Neue hebräische Dichtung in Deutschland“ heraus. Zahlreiche eigene Gedichtbände, Herausgeberschaften und Übersetzungen anderer Autor*innen machen ihn zu einem Mittler zwischen Sprachen und Welten.
Lena Goreliks autobiographischer Roman „Wer wir sind“ schildert ihr Ankommen in Deutschland, wie sie eine Scham für ihre Herkunft entwickelt und sich ihre Identität im ständigen Dazwischen konstruiert.
Die Frage danach, wer spricht, ist im Festjahr Jüdisches Leben in Deutschland ebenso präsent wie in der deutschsprachigen Literatur und Gesellschaft. Auch die Debatten um (jüdische) Identität(en) sind vielschichtig und heterogen. Wem wir darin eine Stimme geben, wem wir zuhören, das ist eine Frage, die auch über den letzten Abend des Literaturfestivals hinaus beschäftigen wird.