Erinnerung für die Zukunft - Jüdisches Leben in Deutschland
Die Münchner Volkshochschule lädt mit der Reihe „Erinnerung für die Zukunft“ dazu ein, über jüdisches Denken und Leben in Deutschland ins Gespräch zu kommen.
Die Münchner Volkshochschule lädt mit der Reihe „Erinnerung für die Zukunft“ dazu ein, über jüdisches Denken und Leben in Deutschland ins Gespräch zu kommen, Neues zu lernen und Perspektiven zu verändern. Die im jüdischen Glauben und Denken wurzelnde Praxis der Erinnerung öffnet dabei einen Reflexionsraum für die vielfältigen Bezüge zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Herausragende jüdische Stimmen der Gegenwart bringen den Teilnehmenden Geschichte(n) und Traditionen des Judentums näher. Es darf darüber diskutiert werden, was Jüdischsein heute bedeutet.

Veranstalter
Veranstaltungen
07.10.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
In Deutschland wird zu vielen Anlässen der Jüdinnen*Juden gedacht – am 9.11., am 27.1. und jetzt auch zum Festjahr #2021JLID – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Gedenken ist auch ein Kernpunkt der jüdischen Religion, wobei hier nur einmal im Jahr an die Vernichtung, aber mehrmals täglich an das Wunder der Errettung gedacht wird. Der Vergangenheitsbezug ist jedoch nur eine von drei Dimensionen des Judentums: Der Gottesname JHWH wird als Zusammenziehung der drei Dimensionen der Zeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gedeutet: ER war, ER ist und ER wird. Die sich daraus ergebende jüdische Zeitmatrix ist das Thema dieses Abends.
Grußwort: Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der IKG München und Obb.
18.10.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten vielfältiger geworden. An welche Traditionen und Diskurse knüpfen Jüdinnen und Juden heute an? Wie prägen unterschiedliche Herkünfte, die Zugehörigkeit zur zweiten, dritten oder gar vierten Generation sowie nicht zuletzt Zuschreibungen der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft das Bewusstsein für die eigene jüdische Identität?
Das Podiumsgespräch gibt einen Einblick in die Pluralität jüdischen Lebens in Deutschland heute.
Mit: Juna Grossmann, Dmitrij Kapitelman, Hannah Peaceman
Moderation: Olga Mannheimer
17.02.2022 | 18 bis 20 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Selbstverständlich dazugehören. Sichtbar sein – oder besser nicht, weil Ausgrenzung und Verfolgung oder Vereinnahmung drohen? Diese Fragen begleiten Jüdinnen und Juden seit Jahrhunderten. Welche Antworten haben sie darauf gefunden? Was verbindet das gegenwärtige „Integrationsparadigma“ und der Gedanke einer Leitkultur mit Assimilationsvorstellungen des 19. Jahrhunderts? Gab es jemals eine „deutsch-jüdische Symbiose“?
Max Czollek sagt, wir sollten „uns einzeln wie gemeinsam die Frage stellen, wie sich Geschichte eigentlich eingeschrieben hat in unser Denken, in die Art und Weise, wie wir über Deutschland und Judentum, deutsche Kultur und Vielfalt, Zugehörigkeit und Integration diskutieren“.
Ein Podiumsgespräch mit:
– Dr. Max Czollek, Autor der Streitschriften „Desintegriert Euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“
– Prof. Dr. em. Shulamit Volkov, Historikerin, Universität Tel Aviv
Moderation: Simone Gundi, Münchner Volkshochschule
25.10.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Antisemitismus von rechts, von links, religiös motivierter und eingewanderter reicht bis in die Mitte der Gesellschaft. Jahrzehnte nach dem Zivilisationsbruch des Holocaust sind Jüdinnen und Juden mit latentem und offenem Antisemitismus konfrontiert: in der Schule, auf der Straße, im Bus. Wie äußert sich Antisemitismus heute? Was verbindet, was unterscheidet Antisemitismus von anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit? Welche Gegenstrategien sind wirksam? Wie können Betroffene unterstützt werden?
Ein Podiumsgespräch mit: Marina Chernivsky, Dervis Hizarci, Prof. Dr. Peter Longerich, Prof. Dr. Natan Sznaider
04.11.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Lesung
Die Nachkriegsjahre sind durch Besatzung und Wiederaufbau bestimmt, aber auch durch die Erfahrungen der „Displaced Persons“. Viele von ihnen, darunter jüdische Überlebende, beginnen eine provisorische Existenz in Westdeutschland und schwanken zwischen Gehen und Bleiben.
Der Roman „Es wird wieder Tag“ befasst sich mit Strategien des Überlebens. Wie ist ein Neubeginn ausgerechnet in Deutschland möglich? Was passiert, wenn ehemals Verfolgte ihren Peinigern begegnen? Wie können die Überlebenden ihre Traumata ertragen? Der Roman liefert keine eindimensionalen Antworten und tritt dennoch vehement für das Weiterleben ein.
08.11.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
In der deutschen Gesellschaft, aber auch innerhalb der jüdischen Gemeinschaft hier gibt es unterschiedliche Erinnerungen und Narrative. Welche Gedenktage sind konstitutiv für jüdisches Leben in Deutschland: der 9. November oder der 9. Mai? Welche Bedeutung hat das Gedenken an den Holocaust für die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft? Wie kann die Erinnerung an die NS-Verbrechen in Bezug gesetzt werden zur Geschichte und Erfahrung von Zugewanderten?
Ein Podiumsgespräch mit: Dr. Elke Gryglewski, Dr. Meron Mendel, Prof. Dr. em. Volkhard Knigge
11.11.2021 | 19 bis 21 Uhr
Bühne | Lesung
Robert Schindel gehört zu den wichtigsten Stimmen der österreichischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk geht es immer wieder um das Verhältnis zwischen Jüdinnen*Juden und Nicht-Jüdinnen*Juden und um Österreichs Umgang mit seiner Vergangenheit. Robert Schindels Texte demaskieren Verleugnen und Vergessen und schaffen ein eminent provokatives Erinnern, das auf der literarischen Ebene reflektiert, was offizielle Gedenkrituale auslassen.
An diesem Abend liest Robert Schindel aus seinen Werken und spricht über die Möglichkeiten einer literarischen Sprache jenseits des kollektiven Gedächtnistheaters.
17.11.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Micha Brumlik will in seiner „Zwiesprache“ die Beziehung von Hannah Arendts Verständnis von ihrem eigenen Judentum zu ihren grundsätzlichen politisch-philosophischen Gedanken überprüfen. Dabei wird es um ihr Verhältnis zum Zionismus ebenso gehen wie um ihre Einstellung zur Haltung von Jüdinnen*Juden gegenüber der nationalsozialistischen Bedrohung. Nicht zuletzt wird ihre Beziehung zu anderen jüdischen Intellektuellen wie Walter Benjamin sowie Mitgliedern der Frankfurter Schule thematisiert. Dabei wird sich zeigen, dass und wie Hannah Arendt ihre Haltungen im Lichte neuer Erfahrungen immer wieder geändert hat.
18.11.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Sie entstammte einem liberalen, assimilierten jüdischen Elternhaus, im Salon der Eltern trafen sich Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Grete Weil gehörte zu jenen „neuen Frauen“, die in den Roaring Twenties mit eigenen Lebensentwürfen den öffentlichen Raum eroberten. Der wachsende Antisemitismus, die Machtübertragung an Adolf Hitler zwangen zur Emigration. Sie wurde zum Sturz ins Bodenlose - die Ermordung ihres Mannes Edgar Weil in Mauthausen zu einem Schmerz, der nie vergehen sollte und Grete Weil zum Schreiben zwang.
Der Vortrag lädt zur Zwiesprache mit einer großen Autorin ein.
09.12.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Eine Muschel, in deren Rauschen das 19. Jahrhundert zu hören ist. Ein Engel, der zurückblickt und in die Zukunft geweht wird: Walter Benjamins literarische Denkbilder laden wie seine philosophischen und ästhetischen Schriften dazu ein, sich auf ein ungewöhnliches Verständnis von Zeit und Erinnerung einzulassen.
Der Philosoph Wolfram Eilenberger („Zeit der Zauberer“) stellt mit Benjamin einen der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts vor, dessen Leben und Werk von so unterschiedlichen Einflüssen wie jüdischer Theologie, Marxismus und der spannungsreichen Zeitgeschichte geprägt sind.
15.12.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Dialog | Vortrag
Ein Gerichtssaal wird zum Klassenzimmer der Nation: Inmitten einer Justiz, die noch von braunen Seilschaften geprägt war, setzte Fritz Bauer den Frankfurter Auschwitz-Prozess durch und zwang die Deutschen, sich der NS-Vergangenheit zu stellen. Es war „die Rolle seines Lebens“, konstatiert Ronen Steinke: „Der Ankläger, der nicht aus Härte oder Vergeltungsdrang streitet. Sondern aus verzweifelter Liberalität.“
In der Begegnung mit Fritz Bauer schreitet Ronen Steinke dessen Werdegang ab, fragt nach seinem Jüdischsein und ist sich mit ihm einig über die Bedeutung der Zivilcourage.
17.02.2022 | 18 bis 20 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Selbstverständlich dazugehören. Sichtbar sein – oder besser nicht, weil Ausgrenzung und Verfolgung oder Vereinnahmung drohen? Diese Fragen begleiten Jüdinnen und Juden seit Jahrhunderten. Welche Antworten haben sie darauf gefunden? Was verbindet das gegenwärtige „Integrationsparadigma“ und der Gedanke einer Leitkultur mit Assimilationsvorstellungen des 19. Jahrhunderts? Gab es jemals eine „deutsch-jüdische Symbiose“?
Max Czollek sagt, wir sollten „uns einzeln wie gemeinsam die Frage stellen, wie sich Geschichte eigentlich eingeschrieben hat in unser Denken, in die Art und Weise, wie wir über Deutschland und Judentum, deutsche Kultur und Vielfalt, Zugehörigkeit und Integration diskutieren“.
Ein Podiumsgespräch mit:
– Dr. Max Czollek, Autor der Streitschriften „Desintegriert Euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“
– Prof. Dr. em. Shulamit Volkov, Historikerin, Universität Tel Aviv
Moderation: Simone Gundi, Münchner Volkshochschule