Bundesweites Bildungsprojekt: Jüdisches Leben in Deutschland

Mit jungen Leuten gegen das Vergessen

Immer länger liegt die Nazi-Diktatur zurück und droht aus dem Bewusstsein zu verschwinden. Ein Bildungsprojekt spricht die jüngste Generation an. Bundesweit.

Mehr als acht Jahrzehnte nach den Verbrechen des Nationalsozialismus finden sich kaum noch Zeitzeug*innen, die aus erster Hand über ihre Erlebnisse berichten können. Kein Großvater, keine Großmutter, keine Großtante oder Großonkel, der ein Bewusstsein für diese Zeit und ihre Schrecken vermitteln könnte. Die Jugendlichen heute befinden sich mittlerweile in der vierten Generation, und das Dritte Reich liegt weit zurück. Themen wie Nationalsozialismus und Shoa werden bei Jugendlichen häufig als dauerpräsent, oft auch als moralisch überladen wahrgenommen. Zugleich mangelt es vielen jungen Menschen an konkretem Wissen nicht nur speziell über diese Zeit, sondern auch allgemein zu der 1.700-jährigen jüdischen Geschichte in Deutschland und Europa.

In Kooperation mit dem Zeitbild Verlag startet die Zeitbild Stiftung nun ein bundesweites Bildungsprojekt. Eine Million Jugendliche in über 21.500 Einrichtungen möchte man in ganz Deutschland erreichen; sei es im Jugendtreff, dem Sportverein, der örtlichen Feuerwehr oder einer Bildungs- und Inklusionseinrichtung. Informiert werden soll über das Leben der Jüdinnen*Juden in Deutschland in all seinen Facetten seit dem Jahr 321, als ihre Präsenz erstmals in Köln in den Stadtannalen dokumentiert wurde.

Jugendliche als Multiplikator*innen

Aus dem Wissen heraus, dass Jugendliche eher auf Gleichaltrige hören, folgt man einer Peer-Education-Strategie. Dies bedeutet, dass speziell geschulte Jugendliche, sogenannte Peer Scouts, mit der Unterstützung von Pädagogen, die didaktisches Material erarbeitet haben, ihr Wissen an ihre Altersgenossen weitergeben, die dann selbst als Multiplikator*innen wirken könnten.

Das Projekt steht auf mehreren Pfeilern und ist medial breit aufgestellt: Ein 36-seitiges Print-Wissensmagazin liefert die Basis, das um zusätzliche digitale Inhalte wie Videos, Websites, TV-Beiträge und andere Inhalte des Jubiläumsjahrs angereichert ist.

Ironisch und frech gegen Vorurteile

In Kooperation mit dem Youtube-Kanal „Datteltäter“ (von funk – dem Jugendangebot von ARD & ZDF) fördert man dessen kontroverses Format „Wahrheit oder Vorurteil“, in dem einmal pro Woche ironisch und frech mit Stereotypen aufgeräumt und gesellschaftliche Engstirnigkeit kritisiert wird.

Sechs Medienevents setzen sich mit dem Thema „Unsere Wünsche und Ideen für jüdisches Leben in Deutschland“ auseinander. Showbeiträge aus sämtlichen Sparten, sei es Tanz, Musik oder Theater, werden derzeit vorbereitet. Dazu wird ein Talk mit prominenten Jüdinnen*Juden veranstaltet (Vorschläge: Palina Rojinski, Akiva Weingarten, Melody Suchharewicz, Oliver Polak, Dalia Grinfeld, Ben Salomo, Marina Weisband, Shahak Shapira).

Durchgeführt werden die Events in sozialen „Brennpunktvierteln“ wie Berlin/Wedding, Köln/Chorweiler, München/Neuperlach, Hamburg/Billstedt, Dresden/Prohlis, Stuttgart/Mühlhausen oder Magdeburg/Kannenstieg – immer in enger Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde vor Ort. Eine Wanderausstellung mit 20 Tafeln und etlichen Porträts, die die 1.700-jährige Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland abbildet, rundet das Projekt ab.

Bildunterschrift: Cover: Zeitbild Wissen | Jüdisches Leben in DeutschlandFoto: Zeitbild-Stiftung
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Veranstalter

Zeitbild Stiftung
Bernd Woischnik
Rumfordstr. 9
80469 München
Deutschland
Telefonnummer Zentrale: +49-(0)89–860 64 40
Telefonnummer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: +49-(0)178-730 77 64
Faxnummer: +49-(0)89–26 82 79

Veranstaltungen

23. bis 24.08.2021
Publikation | Print

An diesem Tag wird das Unterrichtsmagazin „Zeitbild Wissen | Jüdisches Leben in Deutschland“ in Print- und Digitalform veröffentlicht.