Auf der Suche nach dem verlorenen Erbe

Das Deutsche Zentrum „Kulturgutverluste” hilft den Nachfahren jüdischer Sammler*innen, ihr Erbe wiederzufinden.

Jüdische Kunstsammler*innen haben das kulturelle Leben in Deutschland über Jahrhunderte hinweg mitgeprägt. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie entrechtet, enteignet und verfolgt. Viele ihrer wertvollen Sammlungen sind bis heute verschollen.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt die Nachfahren jüdischer Sammler*innen dabei, ihrem Erbe nachzuforschen. In einer digitalen Gesprächsreihe berichten sie davon: Adam Ganz, Hagar Lev und Dodi Reifenberg sprechen am 30. August sowie am 13. und 27. September 2021 über die Rekonstruktion verlorener Sammlungen und die Geschichte ihrer Familien.

Bildunterschrift: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in MagdeburgFoto: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste; Foto: Viktoria Kühne
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Veranstalter

Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Humboldtstraße 12
39112 Magdeburg
Deutschland
Telefonnummer Zentrale: +49-(0)391-72 77 63 23
Telefonnummer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: +49-(0)391-72 77 63 35
Faxnummer: +49-(0)391-72 77 63-6

Veranstaltungen

30.08.2021 | 18 bis 20 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch

Am 30. August spricht Adam Ganz mit Pro­ve­ni­enz­for­sche­rin Na­t­ha­lie Neu­mann und SWR-Jour­na­lis­tin Ma­rie-Chris­ti­ne Wer­ner über sei­nen Ur­groß­va­ter Fe­lix Ganz, des­sen Kunst­samm­lung er in Ko­ope­ra­ti­on mit dem In­sti­tut für Kunst­ge­schich­te und Mu­sik­wis­sen­schaft der Jo­han­nes-Gu­ten­berg-Uni­ver­si­tät Mainz re­kon­stru­iert. In dem vom Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te ge­för­der­ten Pro­jekt wird die verschollene Samm­lung des Tep­pich­händ­lers aus Mainz er­forscht.

Info/Tickets: Die Teil­nah­me ist kos­ten­frei, je­doch nur nach An­mel­dung mög­lich. Die Zu­gangs­da­ten werden am Tag der Veranstaltung versandt. Anmeldungen bei Ste­fa­nie Ko­bow unter der E-Mail: veranstaltungen@kulturgutverluste.de
Telefonische Ticketbestellung: +49-(0)391-72 77 63 23
Eintritt frei
13.09.2021 | 18 bis 20 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch

Am 13. Sep­tem­ber spürt Ha­gar Lev im Ge­spräch mit der Kunst­his­to­ri­ke­rin Emi­ly Bil­ski der Ge­schich­te ih­res Ur­groß­va­ters Karl Ad­ler nach. Der Münch­ner Fa­bri­kant sam­mel­te Wer­ke der zeit­ge­nös­si­schen Avant­gar­de. Er wur­de 1938 im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au er­mor­det. Sei­ner Frau Emi­lie ge­lang die Flucht nach Pa­läs­ti­na zu ih­ren Kin­dern. Die min­des­tens 130 Kunst­wer­ke aus dem Be­sitz der Ad­lers sind seit­her ver­schol­len.

In ei­nem Pro­jekt, das vom Deutschen Zen­trum Kulturgutverluste ge­för­dert wird, forscht Ha­gar Lev in Zu­sam­men­ar­beit mit der Pro­ve­ni­enz­for­sche­rin Dr. Va­nes­sa Voigt dem Ver­bleib der Samm­lung stell­ver­tre­tend für die Nach­fahr*in­nen von Karl Ad­ler und sei­ner Frau Emi­lie nach.

Ha­gar Lev wuchs in Is­rael auf, ar­bei­tet in der IT-Bran­che und lebt heu­te in Leip­zig.

Emi­ly D. Bil­ski ist Kunst­his­to­ri­ke­rin und war un­ter an­de­rem für das Jü­di­sche Mu­se­um Mün­chen als Ku­ra­to­rin tä­tig („Die ,Mo­der­ne Ga­le­rie‘ von Hein­rich Thann­hau­ser“, „Nichts als Kul­tur – Die Prings­heims“, „Die Kunst- und An­ti­qui­tä­ten­fir­ma Bern­hei­mer“).

Das Ge­spräch wird in eng­li­scher Spra­che ge­führt!

Eintritt frei
27.09.2021 | 18 bis 20 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch

Am 27. Sep­tem­ber führt die Ta­ges­s­pie­gel-Kul­tur­re­dak­teu­rin Ni­co­la Kuhn ein Ge­spräch mit dem Künst­ler Do­di Rei­fen­berg und der Au­to­rin und Ju­ris­tin Ju­lia Al­brecht. Rei­fen­berg ist ein Nach­kom­me der wohl­ha­ben­den Ber­li­ner Fa­mi­lie Gins­berg, der die Schrift­stel­le­rin Ga­brie­le Ter­git in ih­rem großen Fa­mi­li­en­ro­man „Ef­fin­gers“ ein Denk­mal ge­setzt hat.

In zwei vom Deutschen Zen­trum Kulturgutverluste ge­för­der­ten Pro­jek­ten er­for­schen Rei­fen­berg und Wis­sen­schaft­ler*in­nen der TU Ber­lin zwei Kunst­samm­lun­gen aus der jü­di­schen Ban­kiers- und Un­ter­neh­mer­fa­mi­lie.

Ein Pro­jekt wid­met sich der Adolph-von-Men­zel-Samm­lung von Lud­wig Gins­berg, der da­mals wohl größ­ten Men­zel­samm­lung in Pri­vat­be­sitz. Gins­berg selbst starb 1939 ver­zwei­felt in Ber­lin, sei­ne Samm­lung ist heu­te zum größ­ten Teil ver­schol­len.

In ei­nem zwei­ten Pro­jekt wird die wert­vol­le Ost­asia­ti­ca-Samm­lung von Her­bert Gins­berg re­kon­stru­iert, die 1942 in den Nie­der­lan­den von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten be­schlag­nahmt wor­den war. Her­bert Gins­berg und sei­ne Frau Ol­ga, geb. Lach­mann, über­leb­ten un­ter­ge­taucht in den Nie­der­lan­den, die rund 900 Stücke um­fas­sen­de Samm­lung ist zum größ­ten Teil ver­lo­ren. Auch ei­ne wei­te­re Samm­lung der Fa­mi­lie, die is­la­mi­sche Samm­lung von Max Gins­berg, ist ver­schol­len, auch ihr Ver­bleib soll künf­tig er­forscht wer­den. Aus der weit­ver­zweig­ten Fa­mi­lie Gins­berg konn­ten sich nur we­ni­ge Mit­glie­der vor der Ver­fol­gung durch die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ret­ten.

Do­di Rei­fen­berg lebt als Künst­ler in Ber­lin.

Ju­lia Al­brecht be­treut das Re­cher­che­team als Pro­jekt­lei­te­rin und be­glei­tet die Ar­beit do­ku­men­ta­risch.

Eintritt frei