Adam, wo bist du?
Was vom Menschen übrig bleibt ...
Eine 4,40 Meter hohe Skulptur, eine leere KZ-Häftlingsuniform mit ausgestreckten Armen ... Ilana Lewitans bildgewaltige Kunstinstallation in Berlin stellt Fragen.
Die Biografie eines Menschen bestimmt nicht selten die Fragen, die man an das Leben stellt. Wer sind wir? Und wie wurden wir zu denen, die wir sind? So auch bei der Münchner Malerin und Objektkünstlerin Ilana Lewitan und Tochter von Shoah-Überlebenden.
Aufgrund der Biografie ihrer Eltern stellten sich für die studierte Architektin Ilana Lewitan, die sich Mitte der 1990er-Jahre der Kunst verschrieb, auch neue Fragen im Hinblick auf ihre Identität. Aufgewachsen im katholischen Bayern hatte sie kein Wissen über die wahre Identität von Jesus / Jehoschua: „Das war für mich als Kind jemand, der hing gruselig-schrecklich an ein Holzkreuz genagelt … Bis ich begriff – Jesus war ein Wanderrabbiner.“
„Stellen Sie sich vor, Jesus hätte 1938 während der NS-Zeit gelebt. Was wäre mit ihm geschehen?“ Mit dieser fiktiven Frage lädt die Künstlerin Ilana Lewitan uns zu einer Reise durch ihre raumgreifende Installation ein. Was bedeutet selbstgewählte Identität? Und welche Identität wird jemandem von außen zugewiesen?
„Menschen wurden und werden aufgrund ihrer Identität vertrieben, verbannt, vernichtet. Mir geht es bei dieser Ausstellung um existenzielle Fragen: Bin ich frei, meine Identität selbst zu bestimmen, oder wird sie mir auferlegt? Verhalten sich Menschen solidarisch, wenn jemand ausgegrenzt und verfolgt wird? Wer zeigt Zivilcourage, wenn Grundrechte verletzt werden? Diese Themen sind für mich als Tochter von Shoah-Überlebenden und als Künstlerin von zentraler Bedeutung. Menschen, ebenso wie die Kunst, haben ein Recht auf freie Entfaltung“, betont Ilana Lewitan im Gespräch mit Stephan-Andreas Casdorff, Herausgeber des Tagesspiegels.
In ihrer zehn Stationen umfassenden Installation verknüpft die Künstlerin Vergangenheit und Gegenwart und stellt das Thema der Identität in den Kontext einer zeitgemäßen und zukunftsgewandten Erinnerungskultur. „Adam, wo bist du?“ ist ein Experiment, bei dem jeder Besucher sich neu erfahren kann.
Veranstalter
Veranstaltungen
12.10. bis 14.11.2021
Ausstellung | Kunst
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Künstlerführungen und Podiumsdiskussionen begleitet.
11.10.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Am 11. Oktober 2021 findet eine Diskussionsrunde zu folgendem Thema statt: „Wie weit darf, wie weit muss Kunst gehen? | Identität und Fiktion in Ilana Lewitans Kunstinstallation >Adam, wo bist du?<“. Gäste: Sherry Hormann, Film- und Fernsehregisseurin; Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy, Direktorin Franz Marc Museum; Ilana Lewitan, Künstlerin Moderation: Florian Illies, Kunsthistoriker, Journalist und Buchautor 18 bis 18.45 Uhr: Führung mit der Künstlerin
24.10.2021 | 11 bis 13 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Am 24. Oktober 2021 findet „Drei Generationen im Dialog“ statt.
Gäste: Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern; Anna Staroleski, Präsidentin der Jüdischen Studierenden-Union Deutschland (JSUD); Ilana Lewitan, Künstlerin
Moderation: Stephan-Andreas Castorff, Herausgeber des Tagesspiegels
02.11.2021 | 19 bis 21 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Am 2. November 2021 findet eine Diskussionsrunde zu folgendem Thema statt: „Bist Du jüdisch? Oder christlich? Oder was? | Über den Juden Jesus und Identität heute“.
Gäste: Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka, Rektor Abraham Geiger Kolleg; Prof. Dr. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe; Ilana Lewitan, Künstlerin; Düzen Tekkal, Journalistin und Filmemacherin
Moderation: Evelyn Finger, DIE ZEIT
18 bis 18.45 Uhr: Führung mit der Künstlerin
03.11.2021 | 17.30 bis 19.30 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Am 3. November 2021 findet ein Gespräch zu folgendem Thema statt: „Das Schicksal Jesu 1938 im Deutschen Reich?“.
Dr. Manfred Osten im Gespräch mit Ilana Lewitan
15.30 bis 16.30 Uhr: Führung mit der Künstlerin durch die Ausstellung in der Parochialkirche
09.11.2021 | 11 bis 18 Uhr
Dialog | Podiumsgespräch
Am Pädagogischer Tag zur Reichsprogromnacht steht die Künstlerin für Gespräche mit Schulklassen, Lehrkräften und Schüler*innen zur Verfügung.